Die Entdeckung eines Japanischen Gartens

 

Vor einigen Jahren hatte ich auf der Hannovermesse Industrie ein seltsames Erlebnis.

Ich war bereits einige Stunden auf der Messe unterwegs und hatte mich von Halle zu Halle, von Aussteller zu Aussteller begeben. Und obwohl ich nur sehr gezielt die Stände besuchte und mir auch ein wenig Entspannung zwischendurch erlaubte, war ich gegen 14 Uhr ziemlich erschöpft. Die Reizüberflutung durch die um die Aufmerksamkeit der Messebesucher kämpfenden Stände war einfach zu groß.

Ich beschloß daher, mir eine kurze Pause zu gönnen und ein wenig auf dem Messegelände umherzuschauen, allerdings außerhalb der Messehallen, in denen ich mich bisher bewegt hatte. Die frische Luft tat mir gut und ich empfand die Bewegung während des Spazierganges als sehr wohltuend. Zwischen zwei Messehallen bot sich mir plötzlich ein eher ungewohnter Anblick auf dem Messegelände - da leuchtete inmitten des einförmigen Grau der Messehallen das frische Grün einiger Birken und belebte den ansonsten tristen Anblick erheblich. Die Stelle zog mich magisch an und ich ging auf das Grün zu. Nach einigen Schritten bot sich mir der Anblick eines frischen kleinen Gartens, der ganz im japanischen Stil gehalten war. Einige sorgfältig gepflanzte Bäume, frischer, gepflegter Rasen und ein Teich, über den eine sanft geschwungene, weiße Holzbrücke führte, bildeten eine Szenerie von unglaublicher Klarheit und großer Schönheit. Ich beschloß, ein wenig auf einer Bank zu verweilen und den Anblick in mich aufzunehmen. Nach einiger Zeit bemerkte ich ein Nachlassen der Anspannung, und die Nervosität und Hektik, die mich bereits seit einiger Zeit begleiteten, fielen von mir ab.

Die Erinnerung an die klare Schönheit dieses Gartens hat mich nicht wieder losgelassen und ich beschloß, mich bei Gelegenheit näher damit zu beschäftigen. Beim Ikebana traf ich die faszinierende Klarheit und starke Ausdruckskraft dieses Gartens wieder und stellte fest, daß sie zum großen Teil durch die Beschränkung auf einige wenige, symbolhafte Elemente hervorgerufen wird. Vor einigen Tagen fiel mir dann in der Bibliothek ein Buch über japanische Gartenkunst in die Hände, das ich eher aus einer Laune heraus mitnahm, das mich aber inzwischen ungemein gefesselt hat.

Das Buch beschreibt die Entwicklung der Gartenkunst in Japan an einigen ausgewählten Beispielen und faszinierenden Bildern. Besonders begeistern mich die karesansui, die trockenen Gärten, in denen das Wasser, ein unverzichtbarer Bestandteil des japanischen Gartens, lediglich durch feinen Sand oder Kies symbolisiert wird, der in aufwendiger Arbeit immer von neuem zu komplizierten Mustern geharkt wird. Diese Gärten sind vor allem in Zen-Klöstern anzutreffen und begeistern mich durch die trotz der Beschränkung auf einige wenige Gestaltungselemente (Sand und Steine) in ihnen zum Ausdruck kommende große Klarheit und Kraft.

 

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